Während bei uns die Vor- und Nachteile teilweise mehr emotional und weniger rational diskutiert werden, kann in solchen Zeiten ein Blick in unsere Nachbarländer helfen. Die Niederlande und die nordischen Länder haben aufgrund verschiedener Ursachen schon einiges auf die Beine gestellt. Nun hilft es nicht, uns vorzuwerfen wichtiges verschlafen zu haben, sondern nach vorne zu schauen und schnell zu lernen. Wir sollten nie vergessen, dass es viele gute Beispiele gibt, wo man zwar nicht als erster gestartet ist aber auf der Strecke doch noch einiges wieder gut gemacht hat. Das iPhone wäre dabei nur ein Beispiel von vielen.
Blicken wir in Sachen Wärmepumpe über die Grenze nach Dänemark. Seit dem Zweiten Weltkrieg war das damalige „Ölland“ Dänemark stark von Erdölimporten für die Energieerzeugung abhängig. Der Wendepunkt kam im Jahr 1973 als die Ölkrise schwere Rezessionen in vielen Industrieländern durch die hohe Energiepreise auslöste und die dänische Wirtschaft davon hart betroffen war.
Anders als Deutschland plante Dänemark ab sofort unabhängiger von Erdölimporten, die die wirtschaftliche Stabilität gefährdet hatten, zu werden. 1979 beschloss das Land das Wärmeversorgungsgesetz, wodurch die Wärmeplanung für alle Kommunen verpflichtend wurde. Ein wichtiger Faktor dabei war Kontinuität. Egal, welche Regierung seitdem an der Macht war, es wurde immer gesagt: „Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen”. Dieses konsequente Verhalten über die letzten 45 Jahre hat Investoren, privaten Hausbesitzern und Kommunen Planungssicherheit gegeben.
Begonnen wurde in der kleinsten Einheit. In Dänemark sind die Kommunen seit 1979 verpflichtet, langfristige Wärmepläne zu erstellen. Es ist jeweils die beste Lösung aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht auszuarbeiten. Wie in Deutschland sind die Bedürfnisse der einzelnen Regionen unterschiedlich und Einfamilienhäuser in der Provinz können leichter auf Wärmepumpen umgestellt werden als große Mehrfamilienhäuser in Großstädten wie Berlin oder Hamburg. Die Pläne der Kommunen wurden dann überwiegend mit Steuern auf fossile Energien finanziert. Während die Bundesrepublik häufig mit Subventionen arbeitet, um Anreize für den Umstieg auf Wärmepumpen oder erneuerbare Heizsysteme zu schaffen, entscheidet sich Dänemark dafür, fossile Energien auf Dauer marktuntauglich zu machen.
In 2023 werden 63 Prozent der dänischen Haushalte mit Fernwärme versorgt. Nur noch 15 Prozent der Haushalte heizen mit Erdgas – und nur 8 Prozent mit Öl. In Deutschland sind diese Zahlen fast genau umgekehrt – knapp 75 Prozent der deutschen Haushalte werden mit Öl oder Gas beheizt.
Was machen die Niederlande?
In den Niederlanden will die Regierung konventionelle Heizungen in Wohngebäuden ab dem Jahr 2026 verbieten. In Neu- und Bestandsbauten dürfen Installateure dann nur noch hybride oder vollelektrische Wärmepumpen einbauen. Alternativ können Häuser an ein Fernwärmesystem angeschlossen werden. Hybride Wärmepumpen kombinieren die Wärmepumpen-Technik mit einem konventionellen Heizsystem, zum Beispiel einem Gaskessel.
Mit den Änderungen wollen die Niederlande ihren Erdgasverbrauch um bis zu 60 Prozent reduzieren. Immobilienbesitzer kommen in den Genuss eines staatlichen Hilfsprogramms. Mit 150 Millionen Euro pro Jahr will die Regierung bis zum Jahr 2030 bis zu 30 Prozent des Kaufpreises für hybride Wärmepumpen subventionieren.
Auch wir merken bei unseren Investoren das Verbrauchswerte und Energieeffizienz immer wichtiger werden. Nicht nur als Kostenfaktor, sondern auch mit Blick auf die Zukunft.
Quellen:
ntv.de, Erfolgreiche Wärmewende: Dänemark macht den Heiz-Hammer vor.
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Marktnachrichten 01.06.2022 Gebäudeffizienz
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